Im antiken Griechenland mussten Wissenschafter und Redner noch viel mehr auswendig lernen als das heute der Fall ist, denn Handschriften waren selten und teuer. Der Berühmteste Anwender der Loci-Technik ist wahrscheinlich Cicero. Um sich seine, teilweisen stundenlangen Reden zu merken, ist er im Gedanken das Forum in Rom abgelaufen und hat einzelne Punkte seiner Reden mit Örtlichkeiten (Ort=lat. Loci) verbunden.

Erfunden haben soll die Methode Simonides von Keos (500v. Chr.). Der Sage nach soll Simonides auf die Idee für die Loci-Methode gekommen sein, als ein Haus bei einer Feier einstürzte. Simonides hatte das Haus gerade kurz verlassen, als das Unglück geschah. Niemand überlebte und eine Identifizierung der zerquetschten Opfer war unmöglich. Simonides rief sich den Raum der Feier ins Gedächtnis zurück und rekonstruierte so, wo sich die einzelnen Personen im Raum befunden hatten. Dank ihm konnten die Toten so identifiziert werden und er erkannte dabei, dass es Menschen leicht fällt, Informationen die in räumliche Verknüpfungen eingefügt sind, ab zu rufen.

Nun müssen wir uns meist nicht so viele Informationen auf ein Mal merken, dass es ein ganzes Forum Romanum dafür braucht, oft reichen schon ein paar Punkte, die wir immer dabei haben.

Unser eigener Körper eignet sich hervorragend für solche Verknüpfungen. Anhand des Schaubildes und der Beschreibung kann man sehen, wie man solche Körperanker benennen kann.

Nr.KörperpositionEselsbrücke
1StirnWie geht das nochmal? Ein Schlag auf die Stirn
2Schulter2 starke Stützen, auf einer sitzt das Engelchen und auf der anderen das Teufelchen, die dir einflüstern 
3EllenbogenHier kann man den Arm zum 3-Eck anwinkeln
4UnterarmLiegt dazwischen Ellenbogen und Hand
5Hand5 Finger
6BauchPause – bis 5 geht es meist recht flott und hier verschnauft man und hört auf sein Bauchgefühl
7OberschenkelSchenkelklopfer
8KnieDie Knie zusammen ergeben eine liegende 8
9UnterschenkelLiegt zwischen Knie und Fuß
10Füße10 Zehen

Und was macht man dann damit?

Z.B. 1×1 lernen. Viele Kinder verwenden dazu die Finger, was natürlich auch ein Körperanker ist. Wenn man die Kinder dabei mal beobachtet, fällt auf, dass die Kinder in der Regel immer mit dem gleichen Finger anfangen. Die 1 ist immer der Daumen der einen Hand, die 6 immer der Daumen der anderen. Die Reihenfolge der Finger ist immer gleich. Der Nachteil der Finger: Der Unterschied der einzelnen Anker ist nicht so offensichtlich und läßt sich im Gedanken, also ohne Bewegen der Finger nicht so leicht runterspulen. Die Ergebnisse der einzelnen 1×1-Reihen lernen die Kinder in der Regel sehr schnell, sie singen es runter wie ein Gedicht oder ein Lied, aber sie wissen oft nicht mit welcher Zahl sie jetzt multipliziert haben.

Mit den Körperankern wird der Multiplikator visualisiert. Kopf ist immer die 1, Schulter immer die 2, Ellenbogen immer die 3 usw.

Beispiel: 8er-Reihe:

1x8=8Kopf
2x8=16Schulter
3x8=24Ellenbogen 
4x8=32Unterarm
5x8=40Hand
6x8=48Bauch
7x8=56Oberschenkel
8x8=64Knie
9x8=72Schienbein
10x8=80Fuß

Zum Lernen wird mit einer Hand immer der Anker berührt und und gleichzeitig wird das Ergebnis der Aufgabe gesagt. Kopf – 8, Schulter – 16, Ellenbogen – 24 usw. Immer wieder runterbeten, wie ein Gedicht. Wenn das Kind nach einer bestimmten Aufgabe der 8er-Reihe gefragt wird, z.B. 6×8, dann läuft es anfangs mit der Hand – später nur noch im Gedanken, am Körper entlang, bis es mit seinem Gedicht an der richtigen Stelle, hier dem Bauch, zum Stehen kommt. Die Hand liegt auf dem Bauch und das Gedicht ist bei 48. Das Gelernte lässt sich dann ebenso einfach für die Division einsetzten. Hier liegt der Focus auf dem Gedicht und dann wird nachgesehen, wo die Hand liegt.

Das funktioniert für jede Reihe des 1×1.

Aber man kann natürlich auch ganz andere Dinge mit dem Körperanker lernen.

Wie wäre es mit den Bundesländern und ihren Landeshauptstädten? Von Nord nach Süd. Dafür benötigen wir natürlich 16 Anker und verknüpften es mit ein paar Eselsbrücken.

1 liegt ganz oben, wie die Stirn und Schleswig-HolsteinKielStirn
2Mecklenburg-VorpommernSchwerinNase
3 Hamburger gehören in den MundHamburgHamburgMund
4 Mit dem Kinn hat schon so mancher ge- brem-stBremenBremenKinn
5NiedersachsenHannoverSchulter 
6BrandenburgPotsdamOberarm
7BerlinBerlinEllenbogen 
8Sachsen-AnhaltMagdeburgUnterarm
9Nordrhein-WestfalenDüsseldorfHand
10SachsenDresdenBauch
11ThüringenErfurtOberschenkel
12HessenWiesbadenKnie
13Rheinland-PfalzMainzSchiedbein
14SaarlandSaarbrückenWade
15Baden-WürttembergStuttgartFerse
16BayernMünchenZehen

Ganz oben an der Stirn ist Schleswig-Holstein – Kiel

zurück