Ich war wohl das, was man klassisch als Schulversager bezeichnet.

Ich habe in der Schule nie für mich gelernt, sondern höchstens um andere zufrieden zu stellen. 

Alles was mich gelangweilt hat, habe ich so weit, wie möglich von mir weggeschoben. 

Vokabeln habe ich schon sehr bald nicht mehr gelernt und wenn man erstmal einen unüberschaubaren Berg vor sich hat, dann fängt man es auch nicht mehr an. Jeden nicht so sympathischen Lehrer habe ich zur Ausrede genommen, mich nicht anzustrengen und schließlich hatte ich einen Freundeskreis in dem gute Noten ein absolutes NO-GO waren. Übrigens alles Gymnasiasten.

Meine Eltern wollten um jeden Preis, dass ich Abitur mache und mit unglaublich viel Druck und vielen, vielen Strafen hat es dann auch irgendwie geklappt.

Aber dafür bin ich 15 Jahre zur Schule gegangen, 4 Jahre Grundschule und 11 Jahre auf Allgemeinbildende Gymnasien. Ich habe zwei Klassen wiederholt. Nach einem Umzug von NRW nach BW musste ich im Halbjahr von der 9. Klasse in die 8. zurück und mit besagtem Freundeskreis habe ich dann die 11. Klasse (damals natürlich noch G9) wiederholt. 

Ja, ich habe mein Abitur, aber heute weiß ich, dass ich weit unter meinen Möglichkeiten geblieben bin.

Nach den vielen „sinnlosen“ Jahren auf der Schule wollte ich dann auch studieren. Weg von daheim, von Druck und Kontrolle, auf ins vielversprechende Studentenleben.

Ich habe mich für Biologie entschieden und hätte es beinahe noch vor dem Vordiplom geschmissen, wenn ich mich getraut hätte es meinen Eltern zu sagen.

Aber im Hauptstudium ist dann etwas passiert: ich durfte aussuchen, was mich interessiert. 

Plötzlich habe ich für mich gelernt (gar nicht so einfach, wenn man nie gelernt hat, wie man lernt).

Mein Diplom habe ich mit „sehr gut“ abgeschlossen, meine Doktorarbeit mit „magna cum laude“.

Ich habe mich auf sehr verschiedenen Berufsfeldern betätigt und habe dabei immer wieder Neues gelernt. Erst relativ spät habe ich mich für die Ausbildung zum Heilpraktiker Psychotherapie entschieden und diese dann auch erfolgreich abgeschlossen. 

Die Verknüpfung meines biologischen Wissens mit dem Verständnis der Psychologie haben mir ein ganz neues Verständnis zum Thema Lernen gegeben. Mein Leben dreht sich mittlerweile ums Lernen.

Autodidaktisch habe ich mir viele Lernmethoden angeeignet und ich lerne mit Begeisterung immer weiter. Vor einem Jahr habe ich die Ausbildung zum ganzheitlichen Kinder- und Jugendcoach angefangen. Fünf der sieben Abschlußarbeiten habe ich schon erfolgreich abgeschlossen und die letzten beiden sind in Arbeit. Dann bin ich auch noch ganzheitlicher Kinder- und Jugendcoach.

Meist sind Lernprobleme von Kindern und Jugendlichen der Grund warum ein solcher Coach aufgesucht wird, aber Lernen ist eben nicht nur ein Koffer voller Methoden, sondern auch eine innere Einstellung und die Frage nach Glaubenssätzen. Wer sich selbst nichts zutraut, wird auch nie Leistung bringen können.

Die meisten Lehrer, die ich kenne, sind als Schüler immer gerne zur Schule gegangen, hatten immer gute Noten und nie Probleme mit Lehrern. Sie sind von der Schule an die Uni und wieder an die Schule zurück, habe also das System Schule nie wirklich verlassen. Diese Lehrer verstehen nicht, was Schüler bewegt, die Schule nichts abgewinnen können. Da prallen zwei Welten aufeinander.

Und weil ich eben beide Seiten kenne, die des Schulversagers und die des begeisterten Schülers, bin ich sicherlich auch eine besserer Lehrer und Coach.